gelbes_gilatier (
gelbes_gilatier) wrote2008-06-12 12:30 pm
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Rezension: "Call to arms" - "Corsets to Camouflage: Women and War", Kate Adie et al.
Yay, schon wieder drei Bücher fertig gelesen!
So, und um der Wette mit mir selbst Genüge zu tun:
#38:
"Seems that my major reading interests are a little strange."
#39:
"Major event today: Going to B. again. Yay!"
"Corsets to Camouflage: Women and War" - Kate Adie

Bewertung: ***** von *****
Das lief mir zum ersten Mal letztes Jahr im Imperial War Museum über den Weg, wo ich mir aber nicht sicher war, ob ich es kaufen sollte, weil mein einziges Gepäckstück damals ein bereits randvoller Rucksack war. Aber wozu hat man einen amazon-Wunschzettel und Geburtstag?
Anyway: Adie beschäftigt sich in ihrem Buch mit der Bedeutung von Uniformen in der Geschichte der Emanzipation und Frauen in Uniform. Von einem kurzen Abstecher ins Mittelalter über eine etwas ausführliche Schilderung der napoleonischen Kriege und sehr detaillierte Beschäftigung mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bis in die Kriege der Neuzeit verfolgt Adie mit Geschichte und Geschichten den Weg, den Uniformen für Frauen und uniformierte Frauen genommen haben.
Das Buch steht sehr in der Tradition des Imperial War Musems, das sehr auf oral history setzt und was mich immer sehr begeistert. Ich glaube, ich mochte Geschichte vor allem wegen der Geschichten und ich war hocherfreut darüber, dass Adie so viele Frauen hat zu Wort kommen lassen. Kriegstagebücher, Briefe, offizielle Mitteilungen, Interviews... ein Fest für Mikrosoziologen und Sozialhistoriker. Interessant fand ich den Ansatz, die sozialgeschichtliche Entwicklung von Frauen mit, in und beim Militär über den kostümgeschichtlichen Weg über den Schnitt, das Aussehen, die Wahrnahme und die Entwicklung von Uniformen nachzuzeichnen.
Dazu kommt, dass Adie als langjährige Kriegsreporterin über einen sehr reichen eigenen Erfahrungsschatz verfügt und, obwohl Fernsehjournalistin, das Schreiben großartig beherrscht. Das Buch liest sich, bei Sachbüchern ja nicht unbedingt gegeben, flüssig und unterhaltsam. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Well done, Miss Adie.

Bewertung: ***** von *****
Das lief mir zum ersten Mal letztes Jahr im Imperial War Museum über den Weg, wo ich mir aber nicht sicher war, ob ich es kaufen sollte, weil mein einziges Gepäckstück damals ein bereits randvoller Rucksack war. Aber wozu hat man einen amazon-Wunschzettel und Geburtstag?
Anyway: Adie beschäftigt sich in ihrem Buch mit der Bedeutung von Uniformen in der Geschichte der Emanzipation und Frauen in Uniform. Von einem kurzen Abstecher ins Mittelalter über eine etwas ausführliche Schilderung der napoleonischen Kriege und sehr detaillierte Beschäftigung mit dem Ersten und Zweiten Weltkrieg bis in die Kriege der Neuzeit verfolgt Adie mit Geschichte und Geschichten den Weg, den Uniformen für Frauen und uniformierte Frauen genommen haben.
Das Buch steht sehr in der Tradition des Imperial War Musems, das sehr auf oral history setzt und was mich immer sehr begeistert. Ich glaube, ich mochte Geschichte vor allem wegen der Geschichten und ich war hocherfreut darüber, dass Adie so viele Frauen hat zu Wort kommen lassen. Kriegstagebücher, Briefe, offizielle Mitteilungen, Interviews... ein Fest für Mikrosoziologen und Sozialhistoriker. Interessant fand ich den Ansatz, die sozialgeschichtliche Entwicklung von Frauen mit, in und beim Militär über den kostümgeschichtlichen Weg über den Schnitt, das Aussehen, die Wahrnahme und die Entwicklung von Uniformen nachzuzeichnen.
Dazu kommt, dass Adie als langjährige Kriegsreporterin über einen sehr reichen eigenen Erfahrungsschatz verfügt und, obwohl Fernsehjournalistin, das Schreiben großartig beherrscht. Das Buch liest sich, bei Sachbüchern ja nicht unbedingt gegeben, flüssig und unterhaltsam. Ich konnte es gar nicht mehr aus der Hand legen. Well done, Miss Adie.
"Absprung über Feindesland: Agentinnen im Zweiten Weltkrieg" - Monika Siedentopf

Bewertung: **** von *****
Das entdeckte ich in einem Leseforum (in dem ich schon lange nicht mehr war, come to think of it) und setzte es alsbald auf meine amazon-Leseliste. Da wartete es dann lange darauf, dass ich es bestellte und lange darauf, dass ich es endlich las.
Wie auch immer: Siedentopf zeichnet sehr akribisch den Lebens- und Leidensweg von 13 Agentinnen der sogenannten "Sektion F" des britischen Kriegsgeheimdienstes SOE im Zweiten Weltkrieg nach. Von der Gründung der SOE bis zur ausführlichen Schilderung des Verrats, den der Dienst im Rahmen von Rivalitäten zum MI6 und anderen britischen Geheimdiensten begangen hat und der mit dem Tod der meisten Agentinnen und Agenten endete hat Siedentopf aufschlussreich und genau ein Bild der damaligen Geheimdienstarbeit gezeichnet.
Siedentopf ist nicht ganz so begabt wie Adie, was das Schreiben angeht, aber der Stil ist solide, kritisch, engagiert und trotz einigen trockenen Stellen durchaus flüssig lesbar. Besonders beeindruckt hat mich allerdings die Akribie und das Engagement, mit dem Siedentopf ihre Recherche betrieben habe muss. Geheimdienste sind immer Sümpfe, und man muss schon viel Geduld, Fachwissen und ein gesundes Misstrauen mitbringen, um sich da durchzuwühlen und ein stimmiges Gesamtbild abzuliefern.
Das ist ihr zweifellos gelungen, und ich habe wieder viel neues gelernt (und mich, nebenbei, auch tierisch gegruselt, als ich gelesen habe, wie der SOE die eigenen Agentinnen und Agenten dem Feind quasi ausgeliefert hat). Das Buch war seinen Preis wert.

Bewertung: **** von *****
Das entdeckte ich in einem Leseforum (in dem ich schon lange nicht mehr war, come to think of it) und setzte es alsbald auf meine amazon-Leseliste. Da wartete es dann lange darauf, dass ich es bestellte und lange darauf, dass ich es endlich las.
Wie auch immer: Siedentopf zeichnet sehr akribisch den Lebens- und Leidensweg von 13 Agentinnen der sogenannten "Sektion F" des britischen Kriegsgeheimdienstes SOE im Zweiten Weltkrieg nach. Von der Gründung der SOE bis zur ausführlichen Schilderung des Verrats, den der Dienst im Rahmen von Rivalitäten zum MI6 und anderen britischen Geheimdiensten begangen hat und der mit dem Tod der meisten Agentinnen und Agenten endete hat Siedentopf aufschlussreich und genau ein Bild der damaligen Geheimdienstarbeit gezeichnet.
Siedentopf ist nicht ganz so begabt wie Adie, was das Schreiben angeht, aber der Stil ist solide, kritisch, engagiert und trotz einigen trockenen Stellen durchaus flüssig lesbar. Besonders beeindruckt hat mich allerdings die Akribie und das Engagement, mit dem Siedentopf ihre Recherche betrieben habe muss. Geheimdienste sind immer Sümpfe, und man muss schon viel Geduld, Fachwissen und ein gesundes Misstrauen mitbringen, um sich da durchzuwühlen und ein stimmiges Gesamtbild abzuliefern.
Das ist ihr zweifellos gelungen, und ich habe wieder viel neues gelernt (und mich, nebenbei, auch tierisch gegruselt, als ich gelesen habe, wie der SOE die eigenen Agentinnen und Agenten dem Feind quasi ausgeliefert hat). Das Buch war seinen Preis wert.
"Restless" - William Boyd

Bewertung: ***** von *****
Das ist mir in einer von Elke Heidenreichs "Lesen!"-Sendungen über den Weg gelaufen, und landete umgehend auf dem amazon-Wunschzettel (bei mir landen eine Menge Sachen auf dem amazon-Wunschzettel). Vorletzte Woche fand ich es zufällig in einer Buchhandlung in Berlin befand, dass das Schicksal war. Es musste also mitgenommen werden.
Und darum gehts: Ruth Gilmartin, Oxford-Doktorandin, Englisch-Dozentin und alleinerziehende Mutter eines Sohnes, begegnet eines schönen Tages im unglaublich warmen (na ja, für britische Verhältnisse vermutlich...) Sommers 1976 ihrer schon immer etwas wunderlichen, aber sehr robusten Mutter im Rollstuhl. Und zu allem Überfluss drückt ihr diese auch noch einen Stapel eng beschriebener Seiten in die Hand, mit der Erklärung, sie sei gar nicht Sally Gilmartin - Hausfrau, Mutter, Britin - sondern Eva Delectorskaya - Abenteurerin, Spionin, Halbrussin - und der Anweisung, das zu lesen. Und so entspinnt sich vor Ruth die Geschichte einer Fremden, ihrer Mutter. Eine Geschichte über Liebe, Spionage und Verrat im Zweiten Weltkrieg. Gleichzeitig entspinnt sich für den Leser auch eine Geschichte über Mütter und Töchter, emanzipierte Frauen und zwei Großbritanniens, die unterschiedlicher und gleicher nicht sein könnten.
That said: Boyd ist ein Genie. Das Buch braucht ein bisschen, um in Gang zu kommen, aber sobald es Fahrt aufgenommen hat, sind die Bremsen blockiert. Man will unbedingt wissen, wie es ausgeht, und mag die Lunte auch lang sein... die Explosion hat es in sich. Dabei ist Boyd keiner, der auf kurzlebige Action und Effekthascherei setzt. Tatsächlich entfaltet sich ein wunderbares Psychodrama aus Liebe und Verrat, Mut und Machtgier, Spionage und Gegenspionage... großartig. Ein bisschen Böll ist auch dabei, weil Boyd es hervorragend schafft, ein atmosphärisch dichtes Setting zu schaffen und die erdrückende Hitze des britischen Sommers in Oxford in den 70ern mit der bitteren Kälte des New Yorks der 40er und dem jeweiligen politischen und sozialen Klima zu verbinden. Ganz. Großes. Kino. Ehrlich.

Bewertung: ***** von *****
Das ist mir in einer von Elke Heidenreichs "Lesen!"-Sendungen über den Weg gelaufen, und landete umgehend auf dem amazon-Wunschzettel (bei mir landen eine Menge Sachen auf dem amazon-Wunschzettel). Vorletzte Woche fand ich es zufällig in einer Buchhandlung in Berlin befand, dass das Schicksal war. Es musste also mitgenommen werden.
Und darum gehts: Ruth Gilmartin, Oxford-Doktorandin, Englisch-Dozentin und alleinerziehende Mutter eines Sohnes, begegnet eines schönen Tages im unglaublich warmen (na ja, für britische Verhältnisse vermutlich...) Sommers 1976 ihrer schon immer etwas wunderlichen, aber sehr robusten Mutter im Rollstuhl. Und zu allem Überfluss drückt ihr diese auch noch einen Stapel eng beschriebener Seiten in die Hand, mit der Erklärung, sie sei gar nicht Sally Gilmartin - Hausfrau, Mutter, Britin - sondern Eva Delectorskaya - Abenteurerin, Spionin, Halbrussin - und der Anweisung, das zu lesen. Und so entspinnt sich vor Ruth die Geschichte einer Fremden, ihrer Mutter. Eine Geschichte über Liebe, Spionage und Verrat im Zweiten Weltkrieg. Gleichzeitig entspinnt sich für den Leser auch eine Geschichte über Mütter und Töchter, emanzipierte Frauen und zwei Großbritanniens, die unterschiedlicher und gleicher nicht sein könnten.
That said: Boyd ist ein Genie. Das Buch braucht ein bisschen, um in Gang zu kommen, aber sobald es Fahrt aufgenommen hat, sind die Bremsen blockiert. Man will unbedingt wissen, wie es ausgeht, und mag die Lunte auch lang sein... die Explosion hat es in sich. Dabei ist Boyd keiner, der auf kurzlebige Action und Effekthascherei setzt. Tatsächlich entfaltet sich ein wunderbares Psychodrama aus Liebe und Verrat, Mut und Machtgier, Spionage und Gegenspionage... großartig. Ein bisschen Böll ist auch dabei, weil Boyd es hervorragend schafft, ein atmosphärisch dichtes Setting zu schaffen und die erdrückende Hitze des britischen Sommers in Oxford in den 70ern mit der bitteren Kälte des New Yorks der 40er und dem jeweiligen politischen und sozialen Klima zu verbinden. Ganz. Großes. Kino. Ehrlich.
So, und um der Wette mit mir selbst Genüge zu tun:
#38:
"Seems that my major reading interests are a little strange."
#39:
"Major event today: Going to B. again. Yay!"