gelbes_gilatier: (rezensionen)
gelbes_gilatier ([personal profile] gelbes_gilatier) wrote2008-08-25 06:24 pm

Rezensionen: "Ich geh in Flammen auf" - "Die Letzte Flamme", Thomas Finn und andere

So, ich weiß, dass ich etwas hinterher bin, deswegen heute kein Bericht zum Landesjugenddingens, sondern vier neue Rezensionen (denn ich hab ungefähr fünf andere Bücher, die ich gerne denn doch mal fertiglesen würde...). Zum Landesjugendingens nur soviel: Beide Nächte hat es geschüttet wie aus Eimern und war eiskalt. Und wer hat gesagt, dass Campen in der zweiten Augusthälfte eine beschissene Idee ist? Na? Naaaaa? Genau, eure Lieblings-Hauptamtliche, die ja nie einer für voll nimmt. Aber hey, ich hab schön trocken in einem bequemen Bett unter einer warmen Decke gelegen.

Anyway, on with the show:

"Die Letzte Flamme" - Thomas Finn



Bewertung: **** von *****

So, endlich dann die Fortsetzung zu "Das unendliche Licht" und "Der eisige Schatten" gelesen. Yay.

Und bevor wir zur Rezension schreiten, eine Inhaltsangabe: Nachdem Kai und Freunde aus dem Feenreich wieder da sind, müssen sie Colona gegen Angriffe aus dem Nebelreich verteidigen, da Morgoya das Festland endgültig mit Krieg überziehen wird. Und weil man das Übel immer am besten an der Wurzel packt, setzen Kai und Fi schließlich nach Albion über, um Morgoya ein für allemal zu besiegen. Und schließlich kommt es nach jeder Menge Abenteuer, Blut und Toten zum alles entscheidenden Endkampf.

Das furiose Ende zu Finns Jugendliteraturtrilogie. Zwar war die Sprache wie bei den ersten beiden Teilen etwas altbacken, aber der Plot und die Charakter waren wie immer erstklassig. Intrigen, Grusel, Tragödie... alles, was man gerne abends im Bett noch liest (ich zumindest les sowas am liebsten gemütlich im Bett). Flüssig geschrieben, rasanter Plot, tolle Settings... Ja, hat Spaß gemacht.

"The Princess Bride" - William Goldman



Bewertung: ca. eine Million Sterne

Nachdem ich ja immer mal wieder angedeutet habe, dass die "Princess Bride" und ich gerade eine ganz besondere Beziehung haben (ich hab noch gar nicht erzählt, dass ich neulich bei einer Stargate-Folge tierisch lachen musste deswegen, oder? Äh... na ja, später), hab ich sie tatsächlich noch mal gelesen.

Aber erstmal Inhaltsangabe: Das gestaltet sich etwas... schwierig, aber ich werds mal mit der Kerngeschichte versuchen. Das Bauernmädchen Buttercup aus dem Lande Florin ist die schönste Frau der Welt, aber schon lange, bevor sie das wurde, gab es jemanden, der sie aufrichtig liebt: Westley, der Stalljunge. Und als Buttercup endlich erkennt, dass sie ihn auch liebt, zieht er aus, um sein Glück zu machen und in Amerika reich zu werden. Aber da das Leben ja nie so verläuft, wie man das will, geht einiges schief und Buttercup willigt schließlich ein, die Frau von Prinz Humperdinck zu werden. Und so nimmt die "classic tale of true love and high adventure" ihren Lauf.

Kinder, ist das ein großartiges Buch. Das war beim zweiten Lesen sogar noch besser als beim ersten Mal. Es gibt mindestens drei Handlungsebenen, die alle großartig miteinander verknüpft sind, und Goldman spielt virtuos mit den Grenzen zwischen Fiktion und Wirklichkeit. Seine Sprache ist auffallend wandelbar. So kann sie sowohl erfrischend ironisch als auch wunderbar warm und mitfühlend sein, und man hat die ganze Zeit das Gefühl, dass er seine Charaktere wirklich von Herzen mag. Außerdem gibt es jede Menge Betrachtungen über das Schreiben an sich, immer wunderbar in den Plot eingebunden, und ich mag Autoren, die einem zeigen, wie sehr sie ihr Handwerk lieben.

Alles in Allem ist das zurecht einer der modernen Klassiker der Fantasy-Literatur und hat sich seinen Platz in Nerd-Herzen auf der ganzen Welt redlich verdient. Ich kann dem Buch mit eigenen Worten gar nicht genug Respekt zollen, deswegen: Lest es selber. Jetzt und sofort. Und dann seht euch den Film an. Und dann sagt mir, dass ich unrecht hab. Könnt ihr gar nicht. Ha.

Ach so, und die kleine Stargate-Story: Ich bin ja momentan immer noch voll mit Lorne/Cadman beschäftigt, und in der ersten multichapter story tauchte gegen Ende "The Princess Bride" auf. Ich schwöre, dass ich das wirklich nach dem Zufallsprinzip ausgesucht habe ("Oh, ah, hm, brauche dringend Vorlesebuch für Bettkantenszene... mal im Bücherregal nachsehen... ah, "Princess Bride", perfekt... genug Freaks im Fandom, die das garantiert zu schätzen wissen."). Und außerdem lasse ich Sheppard und Lorne in einem späteren Teil über das Buch herumflachsen. Jedenfalls hab ich mir neulich mal wieder "The Return Part 1" angesehen, und was macht Sheppard da auf einmal? Zitiert aus der "Princess Bride" ("You know, life's not fair. It's just fairer than death." - "Oscar Wilde?" - "No, the "Princess Bride", actually."). Die Folge hab ich zwar gesehen, bevor ich mit Lorne/Cadman angefangen habe, aber ich schwöre, dass ich keine Sekunde bewusst daran gedacht habe, als die "Princess Bride" anfing, in meinen Stories ständig aufzutauchen. Ich frage mich immer noch, ob mein Unterbewusstsein nun ein blöder Arsch oder ein bloody genius ist...

"The Dead Days Omnibus" - Marcus Sedgwick



Bewertung: ***** von *****

Das Buch, das ich letztes Jahr in Großbritannien kaufte, dummerweise nicht in den Toten Tagen lesen konnte, weil ich es zuhause vergessen habe und monatelange nicht mehr angefasst hab, nachdem ich die ersten Seiten gelesen hatte, weil es mir tierisch Angst gemacht hat (ich hatte bisher nach genau zwei Büchern einen richtig ordentlichen Albtraum, und das war eines davon). Inzwischen konnte ich mich dann doch mal dazu durchringen.

Inhaltsangabe: Das sind eigentlich zwei Bücher in einem, und zwar "The Book of Dead Days" und "The Dark Flight Down", aber die schließen nahtlos aneinander an. Jedenfalls: Es sind die Toten Tage, zwischen Weihnachten und Neujahr, und Boy, der 15jährige Gehilfe des Magiers Valerian findet sich plötzlich in einer ziemlich blutigen und gruseligen Geschichte wieder, an der außerdem noch das Mädchen Willow und der Erfinder Keppler beteiligt sind. Valerian hat seine Seele dem Teufel verschrieben, und jetzt ist es Zeit, dieses Versprechen einzulösen, und Boy soll eine recht prominente Rolle darin spielen. Und so nimmt as Verderben seinen Lauf.

Ich war... absolut begeistert davon. Sedgwick schafft es, mit einer sehr präzisen Sprache eine enorm dichte Story zu weben, hochkomplexe Charaktere zu erschaffen und eine großartig beklemmende Atmosphäre aufzubauen. Meine Güte war das gruselig... aber sobald man sich selbst überwunden hatte, konnte man das Buch kaum aus der Hand legen. Da stimmte einfach alles, bis hin zum großartig gestalteten Einband und dem Innenleben. Von Anfang bis Ende Spannung und ständig das Gefühl "Argh, gleich passiert was... gleich passiert was!" und so ein wohliges Gruseln... der Verfall der Stadt und der Gesellschaft und das Dunkle der Toten Tage und die Eiseskälte des Winters lassen einen sogar im Sommer auf dem Balkon schauern (da hab ich das Buch nämlich gelesen... für's Bett war's doch etwas zu gruselig), und das muss man erstmal schaffen, ey.

So, und jetzt muss ich mich nur entscheiden, welches ich von Sedgwick als nächstes lese. Die sind alle so großartig aufgemacht und klingen toll und ich hab schon wieder nen Entscheidungsoverkill. Vorschläge? Hinweise? Warnungen?


"Das Erlkönig-Manöver" - Robert Löhr



Bewertung: **** von *****

Um das bin ich ein paar Monate rumgeschlichen (das mach ich gerne, ich weiß) und hab mich dann nach der Gehaltsnachzahlung entschieden, es endlich zu bestellen.

Und das ist die Geschichte, so unglaublich sie auch klingt: Februar 1805 und Goethe und Schiller werden nach einer eher ungemütlichen Nacht auf das Schloss des Herzogs in Weimar gerufen. Sie bekommen dort einen recht delikaten Auftrag: Napoleon den Dauphin entreißen, damit anti-napoleonische Kräfte in Deutschland und England ihn wieder auf den französischen Thron setzen können. Etwas widerwillig machen beide sich auf den Weg und sammeln eine recht ansehnliche Schar von Gefährten ein: Alexander von Humboldt, Bettine Brentano, Achim von Arnim und schließlich auch noch Heinrich von Kleist. Die Creme de la Creme der deutschen Literatur- und Wissenschaftsszene also. Und so zogen sie aus, um Frankreich seinen König wiederzugeben...

Löhr ist ein großartiger Autor, der es schafft, die führenden Figuren der Klassik und Romantik Leichtigkeit, Authentizität und Witz zu verleihen, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben. Sein Stil ist immer erfrischend und witzig, aber nie billig oder plump. Besonders hoch anzurechnen ist ihm, dass er es schafft, besagten Stil ans Sujet anzupassen, ohne je altbacken oder angestrengt zu wirken. Leichtfüßig, flüssig und amüsant schreibt er eine Geschichte, in der Goethe zum Actionheld werden kann und trotzdem Goethe ist. Man merkt Löhr an, dass er allen Respekt vor seinen Charakteren hat, aber nicht in Ehrfurcht erstarrt ist. Ein mutiges Projekt, großartig durchgezogen.

Leider zieht sich das Ende um Einiges und hätte durchaus gekürzt werden können. Wäre das gewesen, hätte es fünf Sterne gegeben. Aber gut, irgendwas is ja immer, und Spaß gemacht hat das Buch allemal. Ein wunderbar leichtes und spannendes Sommerbuch für den Balkon.

Post a comment in response:

This account has disabled anonymous posting.
If you don't have an account you can create one now.
HTML doesn't work in the subject.
More info about formatting