"Feuer, Wind und Wasser"
Feb. 6th, 2006 12:25 am![[personal profile]](https://www.dreamwidth.org/img/silk/identity/user.png)
Göttin, wo kommt diese Schreibwut auf einmal her?
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„Sie... sie haben... Herrin... die Magierin, die...“ Sie war immer noch am Husten, und ich wusste, dass sie möglichst schnell medizinische Versorgung brauchte. Ich bedeutete ihr, still zu sein und versuchte, sie vom Boden aufzuheben, um sie zu einem der Heiler zu bringen, aber sie wollte davon nichts hören.
„Herrin... Ihr müsst mir zuhören... Bitte, Herrin...“ Ich sah zu dem Hauptmann hinüber, und er bedeutete mir mit einer Geste, dass ich sie gewähren lassen sollte. Na schön. Ich räusperte mich. „Wasser...“ Bei dem Krächzen meiner eigenen Stimme erschrak ich einen kurzen Moment, aber jetzt war’s mir auch egal. „Hauptmann, sie braucht...“ – ein Hustenanfall unterbrach mich – „Wasser.“ Statt zu protestieren, wie es durchaus angebracht gewesen wäre – immerhin war er der ranghöhere Offizier, ganz zu schweigen davon, dass ich ihn in den letzten paar Minuten zuerst mit dem Schwert bedroht und dann durch meine Unbedachtsamkeit in Lebensgefahr gebracht hatte – nickte er nur und ging dann zur nächste Eimerkette, um ihnen einen davon abzunehmen.
In der Zwischenzeit versuchte ich, die aufgeregte Justine zu beruhigen und wenigstens ihr Gesicht und ihre Hände zu reinigen. Als ich ihr versicherte, dass ich ihr auf jeden Fall zuhören würde, sobald sie etwas getrunken hatte und uns ihre Verbrennungen wenigstens halbwegs säubern ließ, hörte sie auf, sich zu wehren und wurde ruhiger.
Nach quälend langen Minuten war der Hauptmann wieder da und stellte einen fast vollen Eimer Wasser vor uns hin. Wie durch Zauberhand lag auf einmal ein Becher in seiner Hand. Er füllte ihn und hielt ihn Justine hin, während er seinen Lappen in den Eimer tauchte und ihn mir reichte, damit ich dem Mädchen die verbrannten Hände säubern konnte. Nachdem sie zwei Becher getrunken hatte, war ihre Stimme soweit wiederhergestellt, dass sie sich zutraute zu sprechen.
„Herrin... die Magierin, die so aussah wie ihr... sie haben sie genommen.“ Was zum... Wovon redete das Mädchen da?
„Die Magierin, die so aussieht wie ich? Und wer sind „sie“?“ Mein Ton musste das Mädchen eingeschüchtert haben, denn sie versteckte sich hinter einem weiteren Becher mit Wasser. Erst, als sie ihn ganz ausgetrunken hatte, sprach sie weiter. „Ich... ich weiß es nicht. Aber es gab eine Luftmagierin, Herrin, und die hatte Haare wie Ihr, nur länger... und die... die haben sie aus ihrer Kammer geschleppt, kurz bevor das Feuer losging.“
Wie betäubt setzte ich mich hin und starrte in die Flammen. Meine Schwester. Die Pfützenmagierin redete von Rianna. Und irgendwer hatte sie... ja, was? Gefangengenommen? Entführt? Und wohin? Und warum? Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, und als ich mich umwandte sah ich, wie der Hauptmann mich ansah. Sein Blick war merkwürdig... mitleidig? Bedauernd? Ja, von beidem war etwas in seinen Augen.
„Das Mädchen... sagt die Wahrheit. Jemand hat Eure Schwester entführt.“ Wie Schuppen fiel es mir jetzt von den Augen. Das hatte er gemeint mit „Sie ist nicht einmal mehr in der Burg.“ Aber woher wusste er das? Und wer war er eigentlich? Was ging hier nur vor, bei den Tiefen des Ozeans? Plötzlich wollte ich schreien. Oder weinen. Oder jemandem sehr wehtun.
Stattdessen tat ich nichts von alledem, sondern holte ein paar mal Luft und wandte mich dann betont ruhig an Justine. Leider war das Mädchen in der Zeit meiner Schreckenslähmung in Ohnmacht gefallen, und nicht mehr wachzubekommen. Außerdem näherten sich gerade zwei Heiler. Zwecklos, jetzt noch irgendetwas aus ihr rauszubekommen. Ich schloss die Augen und erhob mich.
Sehr langsam humpelte ich auf mein achtlos weggeworfenes Schwert zu und hob es auf. Ohne es in seine Scheide zurückzustecken, schlich ich weg von dem Turm. Wohin, wusste ich nicht, nur, dass ich hier wegmusste. Es war mir herzlich egal, ob man mich anstarrte oder ob man mir böse Sprüche hinterher warf. Es war mir auch herzlich egal, dass mein Knöcheln jetzt beinahe unerträglich schmerzte oder dass mir das Atmen schwer fiel. Genau, wie es mir egal war, dass mein ganzer Körper zu brennen schien und das Kettenhemd Tonnen zu wiegen schien. Ich wollte nur weg. Weg und vergessen und dann denjenigen finden, der das der Burg und vor allem ihren Bewohnern angetan hat. Und der meine Schwester - meine Schwester, die nie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt hatte – hatte entführen lassen.
Aber ich kam nicht dazu, einfach abzuhauen, denn wieder war auf einmal der Hauptmann neben mir. „Leutnant...“
„Verschwindet.“ Ich machte mir nicht mehr die Mühe, angemessenen Respekt zu zeigen. Morgen früh würde ich diese Burg verlassen, und damit auch den Hauptmann. In welcher Verbindung er auch immer zu den Entführern stand – er kannte sie. Und ich wollte nichts mit ihm zu tun haben.
„Ihr braucht ärztliche Hilfe.“ Ich brachte ein Schnaube zustande. Was ich brauchte, war ein paar Stunden Schlaf, ein schnelles Pferd, ein paar gute Pfeile und meinen Bogen. Alles andere würde sich finden. Ohne ihm zu antworten, bemühte ich mich, schneller zu gehen.
Das Problem war nur, dass mein Körper gegen mich arbeitete, wieder einmal. Mein Knöchel schmerzte, meinen Lungen brannten und in meinem Kopf hämmerte es wie in einer der legendären Zwergenbingen. „Ich brauche gar nichts. Lasst mich in Ruhe.“ Seine Hand landete wieder einmal auf meiner Schulter. Warum um alles in der Welt fasste dieser Mann mich nur ständig an?
„Ich glaube, nicht. Ihr werdet jetzt mit mir zu einem Heiler gehen und...“ Bevor ich allerdings dazu kam, „Nur über meine Leiche.“ zu sagen, wurde mir schwarz vor Augen und ich spürte gerade noch, wie meine Beine unter mir wegknickten und ein starker Arm mich auffing, bevor ich in gnädige Bewusstlosigkeit hinüberglitt.
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„Sie... sie haben... Herrin... die Magierin, die...“ Sie war immer noch am Husten, und ich wusste, dass sie möglichst schnell medizinische Versorgung brauchte. Ich bedeutete ihr, still zu sein und versuchte, sie vom Boden aufzuheben, um sie zu einem der Heiler zu bringen, aber sie wollte davon nichts hören.
„Herrin... Ihr müsst mir zuhören... Bitte, Herrin...“ Ich sah zu dem Hauptmann hinüber, und er bedeutete mir mit einer Geste, dass ich sie gewähren lassen sollte. Na schön. Ich räusperte mich. „Wasser...“ Bei dem Krächzen meiner eigenen Stimme erschrak ich einen kurzen Moment, aber jetzt war’s mir auch egal. „Hauptmann, sie braucht...“ – ein Hustenanfall unterbrach mich – „Wasser.“ Statt zu protestieren, wie es durchaus angebracht gewesen wäre – immerhin war er der ranghöhere Offizier, ganz zu schweigen davon, dass ich ihn in den letzten paar Minuten zuerst mit dem Schwert bedroht und dann durch meine Unbedachtsamkeit in Lebensgefahr gebracht hatte – nickte er nur und ging dann zur nächste Eimerkette, um ihnen einen davon abzunehmen.
In der Zwischenzeit versuchte ich, die aufgeregte Justine zu beruhigen und wenigstens ihr Gesicht und ihre Hände zu reinigen. Als ich ihr versicherte, dass ich ihr auf jeden Fall zuhören würde, sobald sie etwas getrunken hatte und uns ihre Verbrennungen wenigstens halbwegs säubern ließ, hörte sie auf, sich zu wehren und wurde ruhiger.
Nach quälend langen Minuten war der Hauptmann wieder da und stellte einen fast vollen Eimer Wasser vor uns hin. Wie durch Zauberhand lag auf einmal ein Becher in seiner Hand. Er füllte ihn und hielt ihn Justine hin, während er seinen Lappen in den Eimer tauchte und ihn mir reichte, damit ich dem Mädchen die verbrannten Hände säubern konnte. Nachdem sie zwei Becher getrunken hatte, war ihre Stimme soweit wiederhergestellt, dass sie sich zutraute zu sprechen.
„Herrin... die Magierin, die so aussah wie ihr... sie haben sie genommen.“ Was zum... Wovon redete das Mädchen da?
„Die Magierin, die so aussieht wie ich? Und wer sind „sie“?“ Mein Ton musste das Mädchen eingeschüchtert haben, denn sie versteckte sich hinter einem weiteren Becher mit Wasser. Erst, als sie ihn ganz ausgetrunken hatte, sprach sie weiter. „Ich... ich weiß es nicht. Aber es gab eine Luftmagierin, Herrin, und die hatte Haare wie Ihr, nur länger... und die... die haben sie aus ihrer Kammer geschleppt, kurz bevor das Feuer losging.“
Wie betäubt setzte ich mich hin und starrte in die Flammen. Meine Schwester. Die Pfützenmagierin redete von Rianna. Und irgendwer hatte sie... ja, was? Gefangengenommen? Entführt? Und wohin? Und warum? Ich spürte eine Hand auf meiner Schulter, und als ich mich umwandte sah ich, wie der Hauptmann mich ansah. Sein Blick war merkwürdig... mitleidig? Bedauernd? Ja, von beidem war etwas in seinen Augen.
„Das Mädchen... sagt die Wahrheit. Jemand hat Eure Schwester entführt.“ Wie Schuppen fiel es mir jetzt von den Augen. Das hatte er gemeint mit „Sie ist nicht einmal mehr in der Burg.“ Aber woher wusste er das? Und wer war er eigentlich? Was ging hier nur vor, bei den Tiefen des Ozeans? Plötzlich wollte ich schreien. Oder weinen. Oder jemandem sehr wehtun.
Stattdessen tat ich nichts von alledem, sondern holte ein paar mal Luft und wandte mich dann betont ruhig an Justine. Leider war das Mädchen in der Zeit meiner Schreckenslähmung in Ohnmacht gefallen, und nicht mehr wachzubekommen. Außerdem näherten sich gerade zwei Heiler. Zwecklos, jetzt noch irgendetwas aus ihr rauszubekommen. Ich schloss die Augen und erhob mich.
Sehr langsam humpelte ich auf mein achtlos weggeworfenes Schwert zu und hob es auf. Ohne es in seine Scheide zurückzustecken, schlich ich weg von dem Turm. Wohin, wusste ich nicht, nur, dass ich hier wegmusste. Es war mir herzlich egal, ob man mich anstarrte oder ob man mir böse Sprüche hinterher warf. Es war mir auch herzlich egal, dass mein Knöcheln jetzt beinahe unerträglich schmerzte oder dass mir das Atmen schwer fiel. Genau, wie es mir egal war, dass mein ganzer Körper zu brennen schien und das Kettenhemd Tonnen zu wiegen schien. Ich wollte nur weg. Weg und vergessen und dann denjenigen finden, der das der Burg und vor allem ihren Bewohnern angetan hat. Und der meine Schwester - meine Schwester, die nie jemandem auch nur ein Haar gekrümmt hatte – hatte entführen lassen.
Aber ich kam nicht dazu, einfach abzuhauen, denn wieder war auf einmal der Hauptmann neben mir. „Leutnant...“
„Verschwindet.“ Ich machte mir nicht mehr die Mühe, angemessenen Respekt zu zeigen. Morgen früh würde ich diese Burg verlassen, und damit auch den Hauptmann. In welcher Verbindung er auch immer zu den Entführern stand – er kannte sie. Und ich wollte nichts mit ihm zu tun haben.
„Ihr braucht ärztliche Hilfe.“ Ich brachte ein Schnaube zustande. Was ich brauchte, war ein paar Stunden Schlaf, ein schnelles Pferd, ein paar gute Pfeile und meinen Bogen. Alles andere würde sich finden. Ohne ihm zu antworten, bemühte ich mich, schneller zu gehen.
Das Problem war nur, dass mein Körper gegen mich arbeitete, wieder einmal. Mein Knöchel schmerzte, meinen Lungen brannten und in meinem Kopf hämmerte es wie in einer der legendären Zwergenbingen. „Ich brauche gar nichts. Lasst mich in Ruhe.“ Seine Hand landete wieder einmal auf meiner Schulter. Warum um alles in der Welt fasste dieser Mann mich nur ständig an?
„Ich glaube, nicht. Ihr werdet jetzt mit mir zu einem Heiler gehen und...“ Bevor ich allerdings dazu kam, „Nur über meine Leiche.“ zu sagen, wurde mir schwarz vor Augen und ich spürte gerade noch, wie meine Beine unter mir wegknickten und ein starker Arm mich auffing, bevor ich in gnädige Bewusstlosigkeit hinüberglitt.