Kolumne: Es weihnachtet gar sehr...

[gelbes_gilatier]

Da, schaut, es ist mir gestern einfach so zugeflogen:

All I want for Christmas…

Oder warum ich die Schnauze voll habe von einem ganz bestimmten Alle-Jahre-Wieder-Ritual.

 Pünktlich wie ein Uhrwerk geht es Anfang September mit dem Erscheinen der Lebkuchen im Einzelhandel wieder los: Das typische Gemotze und Gemecker, was für ein furchtbar kommerzielles Fest Weihnachten doch sei, und dass die mit ihren blöden Lebkuchen aber auch jedes Jahr früher anfangen. Und überhaupt, eigentlich sollte man Weihnachten boykottieren, dieses Fest, wo Liebe doch nur noch in der Anzahl der Geschenke unterm Weihnachtsbaum gemessen wird und einem die Familie auf den Geist geht und dann dieser ganze amerikanische Kitsch…

 Jetzt mal so unter uns: Wisst ihr, was mir im Gegenteil zu „Last Christmas“ im Radio und Glühweingeruch in der Stadt wirklich auf die Nerven geht? Dieses heute ach so verbreitete pseudointellektuelle, pseudoabgeklärte Lästern über Weihnachten, das scheinbar vor allem in meiner Generation der zwischen Zwanzigunddreißigjährigen ein beliebter Sport geworden zu sein scheint. Hört man sich mal unvoreingenommen um, könnte man meinen, meine Generation bestünde nur noch aus zynischen Misanthropen, die Familie scheiße finden, dafür aber heroische Kämpfer gegen Kommerzialisierung aller Art sind.

 Und ich sage euch: Alles Quatsch. Im Grunde mögen die meisten Weihnachten nämlich doch und trauen sich nur nicht, heute noch dazu zu stehen, dass sie auf dem Weg zur Fernbeziehung „Driving home for Christmas“ mitträllern und die eine oder andere Träne verdrücken müssen oder dass sie sich eigentlich wie Bolle auf Mutters Kartoffelsalat und die obligatorischen Würstchen dazu am Heiligabend freuen. Und natürlich stürzen die meisten sich am Ende doch mit einer gewissen Freude in den Einkaufstrubel. Weil Schenken nämlich doch was Schönes ist. Und deswegen, Kinder, schenkt mir doch bitte eines: Endlich mit dieser unehrlichen und uncoolen Lästerei aufzuhören und zuzugeben, dass man Weihnachten mag. Mit allem, was dazugehört.