gelbes_gilatier: (job)
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Das weiß man aber auch erst zu schätzen, wenn man mal ne Weile... sagen wir mal... halbzivilisiert gelebt hat. So wie ich die letzten dreieinhalb Tage auf dem Highfield. Das war dann inzwischen mein... eins... zwei... vierter Besuch und der zweite Mal mit Zelten. War so jetzt ganz lustig, auch wenn der Dauerregen am Freitag ein klein bisschen nervig war. Aber da wir aus dem letzten Mal (zehn Zentimeter Wasser im Zelt sich nicht sonderlich lustig) gelernt hatten, hatten wir genug Baumarktplanen, Gummistiefel, Plastesäcke und andere Sachen, auf die man so als Festivalzeltenneuling gar nicht kommen würde, mit. Praktisch war natürlich auch, dass die Schwester und ich den Großteil der dreieinhalb Tage nicht in meinem etwas altersschwachen Zelt (dazu komme ich dann später allerdings noch) verbringen mussten, sondern wir wiedermal das Glück hatten, jemanden mit einem Monsterzelt (ein wahrer Palast, denn man konnte sogar drin stehen... ja, beim Zelten weiß man auf einmal die einfachen Dinge des Lebens wieder zu schätzen) dabei zu haben.

Schön auch wieder die zufällig aufgeschnappten Gespräcksbrocken a la "Also... entweder die haben unser Zelt verstellt... oder wir haben uns gerade ganz gewaltig verlaufen." (zwei Jungs hinter uns auf dem Rückweg vom Ärztekonzert, auf dem vom Flutlicht erhellten Zeltplatz), "Alle Emos tragen Gummistiefel!" (zwei Jungs hinter uns, als die Schwester und ich zu den Toiletten liefen, was im Übrigen jedes Mal einen Marsch von insgesamt einer halben Stunde bedeutete, wenn man nicht gerade auf ein Dixie-Klo gehen wollte), "Hey, du hast gerade mein Zelt zerstört!" - "Nein, hab ich nicht!" - "Doch, du hast mein Vorzelt zerstört!" - "Gar nicht wahr. Ich bin gegen alles gelaufen, nur nicht gegen dein Zelt!" - "Doch, du hast mein Zelt zerstört!" (unsere Nachbarn... wenn man so einen Dialog lediglich hört und nicht sieht, weil einen eine Zeltwand trennt, ist das wirklich komisch) und "Limbo oder Emo! Limbo oder Emo!" (nur Festivalbesucher wissen die alte Tradition des Schnur-über-den-Weg-Spannens-um-andere-Zeltplatzbewohner-zum-Limbotanzen-zu-zwingen zu schätzen). Ich muss zugeben, ich lasse mich eigentlich nur wegen sowas regelmäßig zum Festivalcampen überreden, obwohl ich Campen eigentlich aus tiefstem Herzen hasse.

Auch dieses Jahr dachte ich wieder "Ich bin zu alt für solchen Scheiß. Ich bin wirklich zu alt für solchen Scheiß." (nämlich, als ich das erste Mal die gefühlten 200 km zu den Hauptklos zurückgelegt habe, nur, um mir mal sofort die Hände waschen zu können statt immer erst zum Platz der Gruppe zurück laufen und die unter erschwerten Bedingungen eroberten Frischwasservorräte angreifen zu müssen), aber im Grunde... ach... mindestens einmal ist doch noch drin, würde ich sagen.

Leider muss ich mir bis dahin allerdings ein neues Zelt kaufen, meines ist nämlich Sonntag den Heldentod gestorben (gut, dass ich dieses Wochenende schon vorsorglich nen Platz in einer Hütte fürs Landesjugenddingens bestellt hab... als hätte ich es geahnt... das heißt im Übrigen auch, dass alle, die gehofft hatten, in meinem Zelt unterkommen zu können jetzt endgültig raus sind, gelle). Ich bin immer noch etwas betrübt, schließlich hat es mich lange begleitet und dafür, dass es so ein billiges Zelt war, sehr lange überlebt. Aber immerhin ist es den besten aller Tode gestorben, den ein Zelt sterben kann: Den Festivaltod, inmitten vieler, vieler Kameraden, die es manchmal sogar noch schlimmer erwischte (manche sahen wirklich bestialisch zugerichtet aus, manche mussten ihr Leben lassen, weil man sie kannibalisiert hatte...), mit guter Musik dazu und nach einem langen und erfüllten Leben. Ich hoffe, es geht ihm jetzt gut im Zelthimmel.

Oh, haha, und ratet, wen ich noch getroffen habe.

Nein, nicht Bono Vox.

Nein, auch nicht den Dalai Lama.

Nein, Kavan Smith auch nicht (glaubt es oder nicht, aber das bedauere ich am meisten).

Okay, ich gebs auf und verrate es euch: Den ehemaligen besten Freund und jemanden aus meinem Englisch-LK. Beim ehemaligen besten Freund hatte ich es vorher mal kurz befürchtet, dann aber als unsinnig verworfen, da ich ihn vor zwei Jahren auch nicht gesehen hatte. Hmja... hat sich dann als verfrüht erwiesen. Ich steh so mit dem Schwesternfreund bei den Plain White T's (verdammt gute Band übrigens, die können noch viel mehr als nur "Hey there Delilah") rum und schau mich immer mal nach den Schwestern um, da steht der mir auf einmal nur zwei Meter entfernt oder so gegenüber und ich denk nur so "EEK!" und "Poah, gut, dass ich inzwischen ganz andere Haare habe... der hat mich garantiert nicht erkannt." Haha, und Samstag hab ich ihn auch nochmal gesehen und DA dachte ich nur "Mann, der hat aber ganz schön zugelegt. Wie gut, dass ich nicht die Einzige bin, die in den letzten drei Jahren etwas mehr auf die Rippen bekommen hat... muss doch mal wieder zum Training gehen." Und ich glaube, Sonntag hat er mich dann doch erkannt (irgendwie hatte ich das im Gefühl, als ich ihm auf dem Weg zur Toilette über den Weg gelaufen bin... übrigens, wie kann man denn bitte vor den Beatsteaks gehen? Die fand ja sogar ich Spitzenklasse, obwohl ich kein einziges Lied von denen mitsingen konnte). Idiot. Im Übrigen, falls du das hier liest, du Hobbystalker: Sei froh, dass meine Schwestern nie dabei waren, als du mir über den Weg gelaufen bist. Alleine war's mir relativ egal, aber von denen hättest du eventuell ganz schön was abbekommen, du Sau.

Ach so, aber der Mensch aus meinem Englisch-LK war so cool wie eh und je. Vermutlich stockbesoffen nicht mehr ganz nüchtern, aber cool. Und mit der Aufforderung, mich mal zu melden, wenn ich wieder in B. bin, was ich aber inzwischen leider nicht mehr ernstnehmen kann, weil die meisten Leute das doch eh nur so dahinsagen (und er wie gesagt nicht mehr der Nüchternste war). Oder sollte ich es vielleicht doch mal auf einen Versuch ankommen lassen? Ach, ich weiß auch nicht.

Nu ja, und jetzt will die Schwester (deren Rechner ich hier gerade in Beschlag nehme, mein Laptop ist ja immer noch in stationärer Behandlung) schlafen, deswegen schließe ich diese hochphilosphische Betrachtung hier mal ab und arbeite anderweitig schriftlich an meiner nächsten Kolumne. Oder so.

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