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Hmja, auch lesen tu ich manchmal noch.
"Charlie's War" - David Fiddimore

Bewertung: ***** von *****
Das ist der zweite Teil einer Trilogie. Den ersten Teil, "Tuesday's War", habe ich letztes Jahr während meiner Interrail-Tour in einem Oxfam-Bookshop aufgegabelt und war schon damals sofort begeistert. Und jetzt endlich habe ich es geschafft, auch den zweiten quasi zu verschlingen.
Versuch einer schnellen Inhaltsangabe: Die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges, und Charlie Bassett, nach den Ereignissen in "Tuesday's War" aus dem aktiven Dienst an Bord der Lancaster-Bomber ausgeschieden, wurde zum Pilot Officer befördert und trainiert auf einer abgelegenen Airbase Funker für streng geheime Mission. Bis... ja, bis die Eltern seiner am Ende des ersten Teils verschwundenen (schwangeren) Flamme Grace Baker ihn darum bitten, Grace für sie zu finden und nach Großbritannien zurückzubringen. Da gibt es nur ein Problem: Grace ist vermutlich auf den Kontinent verschwunden, auf dem der Krieg immer noch in vollem Gange ist. Und so bekommt Charlie den Befehl, sich Major England und seinem Fahrer Raffles anzuschließen. Mit ihnen (und ihrem Auto "Kate") begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch einen vom Krieg zerstörten Kontinent, bedroht durch mehr als nur den Feind.
Ich wünschte, ich könnte schreiben wie Fiddimore. Sehr direkt, manchmal verwirrend, roh und mit Charakteren, die alles andere als normal sind, aber einem ans Herz wachsen (mit Ausnahme von Grace, aber die glänzt ja die meiste Zeit durch Abwesenheit). Fiddimore schafft es auf einzigartige Art und Weise, den Wahnsinn eines im Endstadium befindlichen Krieges fassbar darzustellen und dem Leser klarzumachen, dass auch ein fast beendeter Zweiter Weltkrieg eben immer noch ein Krieg war und auch, ihm zu zeigen, dass der Sieg der Alliierten nicht unbedingt das Ende des Schreckens darstellte.
Bei Fiddimore gibt es, und das rechne ich ihm hoch an, auch keine Helden oder Heldentaten. Es gibt Wahnsinnige, jede Menge Galgenhumor, Idioten, Widerlinge, Mitleidige, Liebende, Entstellte, Tote... aber keine Helden. Der Autor ist hier nicht der Versuchung erlegen, der ich auch gerne erliege: Den Leser irgendwie zu erlösen und den Grausamkeiten, die Menschen sich gegenseitig antun einen Sinn zu geben bzw. am Ende irgendwie Gerechtigkeit walten zu lassen. Eines der Bücher, die ganz nah daran herankommen, zu zeigen, wie Krieg wirklich ist: Sinnlos, zerstörerisch und allumfassend. Und das Beste: Dazu braucht er noch nicht mal die große Action... Charlies lakonischer Ton reicht schon völlig, um sich darüber klar zu werden, wie sehr der Zweite Weltkrieg nicht nur die Weltgeschichte, sondern vor allem auch Einzelschicksale geprägt hat.
Alles in allem bin ich jetzt sehr gespannt auf den dritten Teil, den ich mir hoffentlich trotz Fahrschule irgendwann dieses Jahr noch werde leisten können...
"Practical Magic" - Alice Hoffman

Bewertung: ungefähr eine Million Sterne
Nachdem ich den Film gesehen hatte, wies mich eine Freundin darauf hin, dass das Buch noch viel besser ist, also setzte ich es auf meinen amazon-Wunschzettel. Wo es verblieb, bis ich mir das letzte große amazon-Paket bestellte.
Bevor ich mich in Lobeshymnen ergehe, erstmal eine Inhaltsbeschreibung: Die Schwestern Gillian und Sally Owens wussten schon immer, dass sie... anders sind. Und wie konnten sie auch nicht, wo sie doch bei zwei exzentrischen Tanten aufwuchsen, denen die ganze Stadt nachsagte, magische Kräfte zu haben. Gillian und Sally, die so unterschiedlich wie Tag und Nacht sind und doch nicht ohne einander können, versuchen beide unterschiedlich damit umzugehen, dass man sie in der Stadt meidet und über sie tuschelt. Während Sally, die ältere von beiden, sich in sich selbst zurückzieht und ihre Zeit der Erziehung ihrer Schwester und der Haushälterei für die Tanten widmet, entwickelt sich Gillian zur femme fatale, was schließlich darin gipfelt, dass sie eines Nachts das Haus der Tanten verlässt und schwört, sich nie wieder östlich des Mississippi blicken zu lassen. Was so lange anhält, bis sie in ernsthafte Schwierigkeiten gerät und eines Tages wieder vor Sally - inzwischen Witwe und alleinerziehende Mutter zweier Töchter - steht.
Das Buch... ist eine Epiphanie, in jeder Hinsicht. Hoffmans dichter, magischer Stil zehrt unter anderem davon, dass sie nach dem Einführungsteil ins Präsens wechselt und man dadurch das Gefühl hat, direkt im heiß-feuchten Neuenglandsommer zu stecken und ganz nah an ihren Charakteren dran zu sein (und nein, das schreibe ich nicht nur, weil ich auch am liebsten im Präsens schreibe... ehrlich!). Die Intensität des Plots spiegelt sich im Wetter im Buch und in den brilliant geschriebenen Gefühlen der Protagonisten wieder, und die Magie der Schwestern spiegelt sich in der Magie des Stils wieder. Hoffman hat hier einen modernen Klassiker des Magischen Realismus geschrieben, möchte ich behaupten.
Ein großartiges Buch über Liebe, Schwestern, Freundschaft, Neuengland, Schuld, Sühne und das Leben an sich ist das, und ich hatte wirklich dieses wunderbare "Das ist was ganz Besonderes"-Gefühl, das man nur bei sehr wenigen Büchern hat. Dieses Buch und ich... wir sind ab jetzt unzertrennlich.
"Der verwaiste Thron 01 - Sturm" - Claudia Kern

Bewertung: **** von *****
Bei dem war ich etwas skeptisch, weil es aus der Feder einer der Autorinnen der Space View stammt. Ich kannte vorher nur ihre Kolumnen, die ich auch sehr mochte, aber bei so jemandem weiß man halt, dass sie sich verdammt gut in der Szene auskennt und weiß, wie man einen Fantasy-Bestseller schreibt. Außerdem ist es ein bisschen gehypt wurden, und bei sowas bin ich ja immer erstmal vorsichtig.
So, erstmal Inhaltsangabe: Ana, Tochter des Fürsten von Somerstorm, steht kurz davor, ihren 17. Geburtstag zu feiern, einen wichtigen Tag im Leben jeder Somerstormerin. Und so hat ihr Vater die Creme de la Creme der umliegenden Reiche eingeladen, zusammen mit einer Truppe Gaukler. Aber was als fröhliche Feier gedacht war, endet in einem Blutbad, an dessen Ende sich Ana mit ihrem undurchsichtigen Leibwächter zum Reich ihres Verlobten durchschlagen muss, während Anas Bruder Gerit in der Burg ihrer Eltern quasi gefangen ist und sich vor den Eindringlingen - Gestaltwandler, die Nachtschatten genannt werden - verstecken muss.
Ich war positiv überrascht. Kern schafft es, Fantasy-Klischees gekonnt zu umschiffen oder zumindest zu ihrem Vorteil zu nutzen, hat ein sehr interessantes und innovatives Setting geschaffen und besticht mit facettenreichen Charakteren und einem gut funktionierenden Plot. Definitiv ein Hoffnungsschimmer für die deutsche Fantasy und fast auf einem Level mit Schwartz (bei dem ich schon auf das nächste Buch der Askir-Reihe warte...). Was mir auch extrem positiv aufgefallen ist, ist dass ihr Stil nicht im Geringsten so altbacken daher kommt, wie das bei deutschen Autoren öfter mal der Fall ist. Er ist geradeaus, schnörkellos und dem Sujet angepasst. Ich fand das sehr erfrischend.
Dann wollen wir mal hoffen, dass sie auch im zweiten Teil, der im Februar erscheinen soll, das alles noch durchhalten kann.
"Charlie's War" - David Fiddimore

Bewertung: ***** von *****
Das ist der zweite Teil einer Trilogie. Den ersten Teil, "Tuesday's War", habe ich letztes Jahr während meiner Interrail-Tour in einem Oxfam-Bookshop aufgegabelt und war schon damals sofort begeistert. Und jetzt endlich habe ich es geschafft, auch den zweiten quasi zu verschlingen.
Versuch einer schnellen Inhaltsangabe: Die letzten Monate des Zweiten Weltkrieges, und Charlie Bassett, nach den Ereignissen in "Tuesday's War" aus dem aktiven Dienst an Bord der Lancaster-Bomber ausgeschieden, wurde zum Pilot Officer befördert und trainiert auf einer abgelegenen Airbase Funker für streng geheime Mission. Bis... ja, bis die Eltern seiner am Ende des ersten Teils verschwundenen (schwangeren) Flamme Grace Baker ihn darum bitten, Grace für sie zu finden und nach Großbritannien zurückzubringen. Da gibt es nur ein Problem: Grace ist vermutlich auf den Kontinent verschwunden, auf dem der Krieg immer noch in vollem Gange ist. Und so bekommt Charlie den Befehl, sich Major England und seinem Fahrer Raffles anzuschließen. Mit ihnen (und ihrem Auto "Kate") begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch einen vom Krieg zerstörten Kontinent, bedroht durch mehr als nur den Feind.
Ich wünschte, ich könnte schreiben wie Fiddimore. Sehr direkt, manchmal verwirrend, roh und mit Charakteren, die alles andere als normal sind, aber einem ans Herz wachsen (mit Ausnahme von Grace, aber die glänzt ja die meiste Zeit durch Abwesenheit). Fiddimore schafft es auf einzigartige Art und Weise, den Wahnsinn eines im Endstadium befindlichen Krieges fassbar darzustellen und dem Leser klarzumachen, dass auch ein fast beendeter Zweiter Weltkrieg eben immer noch ein Krieg war und auch, ihm zu zeigen, dass der Sieg der Alliierten nicht unbedingt das Ende des Schreckens darstellte.
Bei Fiddimore gibt es, und das rechne ich ihm hoch an, auch keine Helden oder Heldentaten. Es gibt Wahnsinnige, jede Menge Galgenhumor, Idioten, Widerlinge, Mitleidige, Liebende, Entstellte, Tote... aber keine Helden. Der Autor ist hier nicht der Versuchung erlegen, der ich auch gerne erliege: Den Leser irgendwie zu erlösen und den Grausamkeiten, die Menschen sich gegenseitig antun einen Sinn zu geben bzw. am Ende irgendwie Gerechtigkeit walten zu lassen. Eines der Bücher, die ganz nah daran herankommen, zu zeigen, wie Krieg wirklich ist: Sinnlos, zerstörerisch und allumfassend. Und das Beste: Dazu braucht er noch nicht mal die große Action... Charlies lakonischer Ton reicht schon völlig, um sich darüber klar zu werden, wie sehr der Zweite Weltkrieg nicht nur die Weltgeschichte, sondern vor allem auch Einzelschicksale geprägt hat.
Alles in allem bin ich jetzt sehr gespannt auf den dritten Teil, den ich mir hoffentlich trotz Fahrschule irgendwann dieses Jahr noch werde leisten können...
"Practical Magic" - Alice Hoffman

Bewertung: ungefähr eine Million Sterne
Nachdem ich den Film gesehen hatte, wies mich eine Freundin darauf hin, dass das Buch noch viel besser ist, also setzte ich es auf meinen amazon-Wunschzettel. Wo es verblieb, bis ich mir das letzte große amazon-Paket bestellte.
Bevor ich mich in Lobeshymnen ergehe, erstmal eine Inhaltsbeschreibung: Die Schwestern Gillian und Sally Owens wussten schon immer, dass sie... anders sind. Und wie konnten sie auch nicht, wo sie doch bei zwei exzentrischen Tanten aufwuchsen, denen die ganze Stadt nachsagte, magische Kräfte zu haben. Gillian und Sally, die so unterschiedlich wie Tag und Nacht sind und doch nicht ohne einander können, versuchen beide unterschiedlich damit umzugehen, dass man sie in der Stadt meidet und über sie tuschelt. Während Sally, die ältere von beiden, sich in sich selbst zurückzieht und ihre Zeit der Erziehung ihrer Schwester und der Haushälterei für die Tanten widmet, entwickelt sich Gillian zur femme fatale, was schließlich darin gipfelt, dass sie eines Nachts das Haus der Tanten verlässt und schwört, sich nie wieder östlich des Mississippi blicken zu lassen. Was so lange anhält, bis sie in ernsthafte Schwierigkeiten gerät und eines Tages wieder vor Sally - inzwischen Witwe und alleinerziehende Mutter zweier Töchter - steht.
Das Buch... ist eine Epiphanie, in jeder Hinsicht. Hoffmans dichter, magischer Stil zehrt unter anderem davon, dass sie nach dem Einführungsteil ins Präsens wechselt und man dadurch das Gefühl hat, direkt im heiß-feuchten Neuenglandsommer zu stecken und ganz nah an ihren Charakteren dran zu sein (und nein, das schreibe ich nicht nur, weil ich auch am liebsten im Präsens schreibe... ehrlich!). Die Intensität des Plots spiegelt sich im Wetter im Buch und in den brilliant geschriebenen Gefühlen der Protagonisten wieder, und die Magie der Schwestern spiegelt sich in der Magie des Stils wieder. Hoffman hat hier einen modernen Klassiker des Magischen Realismus geschrieben, möchte ich behaupten.
Ein großartiges Buch über Liebe, Schwestern, Freundschaft, Neuengland, Schuld, Sühne und das Leben an sich ist das, und ich hatte wirklich dieses wunderbare "Das ist was ganz Besonderes"-Gefühl, das man nur bei sehr wenigen Büchern hat. Dieses Buch und ich... wir sind ab jetzt unzertrennlich.
"Der verwaiste Thron 01 - Sturm" - Claudia Kern

Bewertung: **** von *****
Bei dem war ich etwas skeptisch, weil es aus der Feder einer der Autorinnen der Space View stammt. Ich kannte vorher nur ihre Kolumnen, die ich auch sehr mochte, aber bei so jemandem weiß man halt, dass sie sich verdammt gut in der Szene auskennt und weiß, wie man einen Fantasy-Bestseller schreibt. Außerdem ist es ein bisschen gehypt wurden, und bei sowas bin ich ja immer erstmal vorsichtig.
So, erstmal Inhaltsangabe: Ana, Tochter des Fürsten von Somerstorm, steht kurz davor, ihren 17. Geburtstag zu feiern, einen wichtigen Tag im Leben jeder Somerstormerin. Und so hat ihr Vater die Creme de la Creme der umliegenden Reiche eingeladen, zusammen mit einer Truppe Gaukler. Aber was als fröhliche Feier gedacht war, endet in einem Blutbad, an dessen Ende sich Ana mit ihrem undurchsichtigen Leibwächter zum Reich ihres Verlobten durchschlagen muss, während Anas Bruder Gerit in der Burg ihrer Eltern quasi gefangen ist und sich vor den Eindringlingen - Gestaltwandler, die Nachtschatten genannt werden - verstecken muss.
Ich war positiv überrascht. Kern schafft es, Fantasy-Klischees gekonnt zu umschiffen oder zumindest zu ihrem Vorteil zu nutzen, hat ein sehr interessantes und innovatives Setting geschaffen und besticht mit facettenreichen Charakteren und einem gut funktionierenden Plot. Definitiv ein Hoffnungsschimmer für die deutsche Fantasy und fast auf einem Level mit Schwartz (bei dem ich schon auf das nächste Buch der Askir-Reihe warte...). Was mir auch extrem positiv aufgefallen ist, ist dass ihr Stil nicht im Geringsten so altbacken daher kommt, wie das bei deutschen Autoren öfter mal der Fall ist. Er ist geradeaus, schnörkellos und dem Sujet angepasst. Ich fand das sehr erfrischend.
Dann wollen wir mal hoffen, dass sie auch im zweiten Teil, der im Februar erscheinen soll, das alles noch durchhalten kann.
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Date: 2008-09-08 05:25 pm (UTC)